Mit unseren Aktien investieren wir nur in Unternehmen. Mit „nur“ meinen wir, dass wir diese Investments tätigen, um an der langfristigen Entwicklung der Unternehmen zu partizipieren und nicht, weil wir irgendwelche Erwartungen an die Verläufe der Aktienmärkte hätten. Natürlich bestimmt die allgemeine Börsenentwicklung die Kursverläufe unserer Aktien mit, und wir müssen die Risiken und die Chancen der Märkte berücksichtigen. Jedoch können wir den kurz- bis mittelfristigen Verlauf der Aktienmärkte nur sehr schwer prognostizieren. Deswegen konzentrieren wir uns auf die Daten, die wir besser beurteilen können: Unternehmen und ihre Branchen. Es ist herausfordernd und mit viel Aufwand verbunden, Unternehmen und deren Umfeld (z.B. Konkurrenten) sehr gut zu kennen und daraus die richtigen Aktien-Anlageentscheide zu fällen. Die Vorarbeit für ein erfolgreiches zukünftiges Aktieninvestment ist wie das Zusammensetzen eines grossen Puzzles, dessen Gesamtbild wir auch noch richtig beurteilen müssen.

Hinter unserer Auswahl von Aktien steckt ein komplexer Prozess. Zuerst müssen wir Unternehmen ausfindig machen, bei denen wir denken, dass sich der grosse Aufwand einer Puzzle-Zusammensetzung lohnen könnte.

Die meisten Unternehmen und somit neuen Investmentideen entdecken wir, indem wir viel lesen und dazu Informationsquellen verwenden, die der Allgemeinheit meistens gegen Bezahlung zur Verfügung stehen. Es braucht Erfahrung, bis man herausfindet, welches hochstehende Informationsquellen sind. Zu unseren wichtigsten Informationsquellen gehören Zeitungen. Das sind meine persönlichen Präferenzen: Keinesfalls missen möchte ich das tägliche Lesen meiner bevorzugten Zeitung, der Financial Times. Die FT liefert oft aufwändig erarbeitete und gut recherchierte Artikel. Mit dieser Tageszeitung fühlen wir uns umfassend informiert (Politik, Wirtschaft, Kapitalanlagen, Sonderthemen, Expertenmeinungen und Globales). Des Weiteren lesen wir regelmässig die Zeitungen NZZ, Finanz und Wirtschaft, Aargauer Zeitung, Die ZEIT, Barrons und Fortune (ein Magazin).

Eine weitere wichtige Inspiration für neue Anlagen sind Ideen von sehr fähigen Investoren. Die Herausforderung dabei ist zu wissen, welche Investoren richtig gut sind. Um ihre Qualitäten zu kennen, muss man ihre Anlagestrategie verstehen, ihre historische Anlageperformance (je länger, desto aussagekräftiger) bewerten und ihre Argumentationen beurteilen können. Mit grossem Interesse verfolgen wir die Aussagen dieser Personen: Die Stock Picker Warren Buffett, Charlie Munger, Ron Barron, Bill Miller und Terry Smith. Die Meinungen der Makro-Strategen und Investoren Ray Dalio und Stanley Druckenmiller verfolgen wir auch. Doch aufgepasst, es genügt natürlich nicht und wäre auch gefährlich, einfach die Anlageideen dieser Profis zu kopieren. Die Hausaufgaben muss jeder Anlageberater selbst machen: Die Unternehmen und deren Aktien bis auf den Grund analysieren und selbstständig die richtigen Schlüsse ziehen.

Wir haben auch immer wieder erfolgreiche Anlageideen aus bewussten Beobachtungen erarbeitet, die wir im Alltag und auf Reisen rechtzeitig entdecken konnten. So zum Beispiel durch den Besuch von neueren Laden- und Restaurantketten. Auch indem wir zunehmend getragene Kleider- oder Schuhmarken feststellten, oder neue Zahlungs- und Bestellsysteme ausprobierten etc. Dabei sei erwähnt, dass wir vor einem Anlageentscheid, Waren und Services neu entdeckter Unternehmen, wenn möglich selbst austesten und gebrauchen möchten, um deren Erfolg nachvollziehen und die Geschäftsmodelle verstehen zu können.

Das rechtzeitige Lesen von Büchern kann auch zu erfolgreichen Unternehmen und fantastischen Aktienanlagen führen. So waren beispielsweise die Bücher „Der Allesverkäufer – Jeff Bezos und das Imperium von Amazon“ oder „Elon Musk, Tesla, SpaceX, an the Quest for a fantastic future“ ausschlaggebend für unsere frühen Investments in diese einmaligen Unternehmen. Oder das erst kürzlich (leider nicht früher) gelesene Buch „Chip War: The fight for he world’s most critical technology“. Wer dieses Buch gleich bei der ersten Herausgabe gelesen hätte, hätte die Einmaligkeit der beiden Unternehmen Nvidia und ASML wahrscheinlich erkannt und vielleicht vor der grossen Hausse in diese Aktien investiert.

Offene Menschen, die neugierig, interessiert und sehr belesen sind, haben gute Chancen, großartige Unternehmen kennenzulernen, neue Trends rechtzeitig zu erkennen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich zu investieren.

Zur Beurteilung von Unternehmen, die unser Interesse wecken, lesen und studieren wir ihre Jahres- und Zwischenberichte, was mehr oder weniger Spass macht. Diese Berichte sind manchmal lesefreundlich, interessant und sogar unterhaltsam und manchmal eine trockene Materie, die anstrengend und ermüdend zum Lesen ist. Leider sind infolge Regulierungen und Vorschriften Geschäftsberichte immer umfangreicher geworden (nicht selten deutlich über 200 Seiten), vollgespickt mit Informationen, sodass das Wesentliche schwieriger herausgefiltert und erkannt werden kann. Wir machen während des Lesens von Geschäftsberichten Zusammenfassungen, mit den für uns wesentlichen Informationen.

Beim Lesen von Jahresberichten konzentrieren wir uns auf:

• Den Aktionärsbrief des Managements
• Verstehen des Geschäftsmodells und der Produkte
• Die wichtigsten beschriebenen Risiken und Chancen der Unternehmung
• Wachstumstreiber für die Unternehmung
• Informationen zu den Absatzmärken und Konkurrenten
• Erkennen der Eintrittsbarrieren und USPs, die vor Konkurrenz schützen (sehr wichtiges Kriterium!)
• Informationen zu den Kunden und Lieferanten (z.B. Lieferkette verstehen)
• Informationen zum Personal
• Sinn und Zweck grösserer Investitionen und Devestitionen verstehen
• Zusammensetzung des Managements und des Verwaltungsrats (ihre CVs und ihre Entschädigungen).
• Analyse der Erfolgs- und Cashflow-Rechnung und Bilanz (Jahresrechnung)
• Selektives Lesen und studieren des Anhangs, um die Jahresrechnung zu verstehen.

Nach dem Lesen der Geschäftsberichte beurteilen wir die historischen Geschäftsergebnisse der Unternehmung mit ihren Finanzkennzahlen. Dazu erstellen wir umfangreiche Excel Spreadsheets und füttern diese mit den Jahresergebnissen weit in die Vergangenheit zurück. Anhand von historischen und erwarteten Geschäftsergebnissen (aus den Erfolgs- und Cashflow-Rechnungen und Bilanzen) rechnen wir diverse Finanzkennzahlen, die helfen, die Finanzkraft der Unternehmung und die Aktie zu bewerten.

Letztendlich beurteilen wir das ganze Informations-Puzzle, wägen Chancen und Risiken gegeneinander ab. Wenn wir zum Schluss kommen, dass wir in eine Unternehmung investieren wollen, schreiben wir für unsere Kunden eine, so hoffen wir, gut verständliche Zusammenfassung, damit sie unsere Anlageentscheide gut nachvollziehen und verstehen können.