Finanzanalyse, unsere Leidenschaft
„Wir empfehlen keine Aktie, ohne die Firma sehr gut zu kennen“. Dieses Versprechen an unsere Kunden halten wir ein.
Nebst dem sorgfältigen Lesen und einer vertieften Analyse der Jahres- und Zwischenberichte der Gesellschaften stellen wir bei Gelegenheit auch gezielte Fragen an das Management einer Unternehmung. Vor Kurzem hatten wir (Daniel König und Giovanni Fedrigoli) die Möglichkeit, eine mittelgrosse Schweizer Gesellschaft zu besuchen und das Management zu befragen. Auf solche Meetings bereiten wir uns gut vor, da wir weder dem Management noch uns Zeitverschwendung zumuten.
Die AarauInvest hält aktuell von dieser Unternehmung keine Aktien. Aus Diskretionsgründen wollen wir den Namen der besuchten Gesellschaft den Nichtkunden der AarauInvest nicht bekanntgeben. Da wir Ihnen jedoch anhand dieses Beispiels zeigen wollen, worauf wir bei der Analyse von Unternehmen unter anderem achten, publizieren wir unsere gestellten Fragen. Sollten Sie an unserer Technik der Fundamentalanalyse Interesse haben und anhand dieser Fragen etwas für Ihre persönlichen Zwecke lernen können, würden wir uns freuen.
Fragen von AarauInvest, Giovanni Fedrigoli:
Im 1. Halbjahr 2019 investierte Ihre Unternehmung 7.422 Mio. CHF in Produktion (equipment, property, plant). Die Investitionen erhöhten sich um 32% versus 1. Halbjahr 2018. Per 30.06.2019 wurde in der Bilanz für Produktionswerke und Maschinen ein Wert von 65.845 Mio. CHF vs. 37.042 Mio. CHF per 31.12.18 ausgewiesen, eine Erhöhung um +77%.
Bitte erläutern Sie diese Investitionen.
Wann dürfte der Investitionshöhepunkt erreicht sein?
Im 1. Halbjahresbericht 2019 schreiben Sie, dass gewisse geplante Ausgaben infolge der schwachen Umsatzentwicklung gestrichen (suspended) wurden.
Welche Ausgaben wurden gestrichen? Bitte teilen Sie uns die Folgen dieser Ausgabenreduktion mit?
Wir erkennen eine starke Zunahme der Aufwände für Verkauf und Distribution im Verhältnis zum Umsatz: 1.Halbjahr 2019 52.26% vom Verkaufsumsatz. 1.H. 2018 waren es 48.9% vom Umsatz. Im 2018 haben die Personalkosten für den Verkauf und Distribution um 26% zugenommen, von 28.538 Mio. (2017) auf 35.901 Mio. CHF (2018). Im letzten Geschäftsjahr haben die Umsätze um 15.5% zugenommen. Im 1.Halbjahr 2019 haben die Umsätze nur noch um 5.64% zugenommen.
Im Vergleich zu den Verkaufsleistungen (Umsatz) steigen die Kosten für den Verkauf zu stark an.
Welche Massnahmen werden ergriffen?
Ihre Unternehmung betreibt in 12 Ländern Direktverkäufe mit eigenen Niederlassungen und in 44 Ländern mit «externen» Distributionspartnern. Werden da nicht zu viele Länder/Kontinente auf einmal bearbeitet?
Erzeugen die externen Distributoren oder die eigenen Niederlassungen zu viele Kosten im Verhältnis zu ihren Verkaufsleistungen (sales)?
Im Jahresgeschäftsbericht wurde angegeben, dass 84% vom Gesamtumsatz mit eigenen Niederlassungen und 16% mit Distributionspartnern erzielt wurde.
Wie hat sich der Umsatzanteil der Distributoren und der eigenen Niederlassungen entwickelt und wo werden in Zukunft Prioritäten gesetzt?
Welche Massnahmen haben Sie bei problematischen Distributionspartnern oder Tochtergesellschaften ergriffen?
Wie sehen die finanziellen Anreize für Ihre Verkaufsleute im Vergleich zur Konkurrenz aus?
Sind die finanziellen Entschädigungen auch ein Grund für den tiefer als erwarteten Verkaufsumsatz?
Wie hoch sind die Fluktuationen des Verkaufspersonals in Ihren grössten Märkten Schweiz, Deutschland, USA und Brasilien?
Der Arbeitsmarkt für qualifizierte Leute ist in den USA und in Europa ausgetrocknet.
Wie spürt Ihre Unternehmung (Kosten- und Umsatzentwicklung) diese angespannten Arbeitsmärkte?
Hat die aktuelle Arbeitsmarktsituation einen Einfluss auf Ihre Expansionspläne?
Im 1. Halbjahresbericht schreiben Sie, dass in Nordamerika das Management Team und die Verkaufsteams verstärkt wurden.
Bitte erklären Sie wie das Management und die Verkaufsteams gestärkt werden.
Ihre Unternehmung hat extra für die USA dieses Produkt entwickelt.
Wie differenziert sich dieses Produkt im Vergleich zu den anderen Produkten und im Vergleich zum Angebot der amerikanischen Konkurrenten?
Welche Erfolge und Misserfolge können Sie mit den getätigten Akquisitionen ausweisen?
Im 2017 wurde ein Distributor in Brasilien für 8 Mio. bei einem jährlichen operativen Cashflow Ihrer Unternehmung von 11 Mio. CHF übernommen. In Brasilien entwickeln sich die Umsätze nicht wunschgemäss.
Generiert das Brasiliengeschäft für Ihre Unternehmung Verluste? Erklären Sie die Probleme in Brasilien? Sind ausserordentliche Abschreibungen auf den Bilanzwerten dieser akquirierten brasilianischen Gesellschaft zu erwarten?
Im Halbjahresbericht schreiben Sie, dass das Momentum bei der Tochtergesellschaft in Brasilien deutlich zugenommen hat, gleichzeitig waren die Umsätze in dieser Region unter Ihren Erwartungen.
Bitte erklären Sie diesen Widerspruch.
Im Anhang des Geschäftsberichts 2018 wird auf Untersuchungen der brasilianischen Behörden bei der übernommenen Gesellschaft «XXX» hingewiesen. Untersuchungen infolge von Irregularitäten aus dem Jahr 2012.
Bitte erläutern Sie diese Irregularitäten und die finanziellen Risiken für Ihre Gesellschaft. Was wird untersucht und um was für Beträge handelt es sich?
Die Verluste aus Fremdwährungsumrechnungen erreichten 2018 hohe 2.264 Mio. CHF, das sind 37% des operativen Gewinns.
Warum sichern Sie dieses finanziell hohe Risiko der Fremdwährungen nicht ab?
Im Geschäftsjahr 2018 haben die erwarteten Kreditverluste (Debitoren) gegenüber dem Vorjahr um 9.4% zugenommen und vor allem haben sich die Debitoren mit Zahlungsverzug deutlich um +20 % erhöht (von 6.297 Mio. CHF 2017 auf 7.549 Mio. CHF 2018). 36% der gesamten Debitorenausstände von 20.95 Mio. CHF haben die gesetzten Zahlungsfristen nicht eingehalten und ein grosser Teil war mit bis zu 6 Monaten in Verzug.
Was für Massnahmen zur Verbesserung der Debitorenrisiken implementieren Sie?
Im 1.Halbjahr 2019 haben die Warenvorräte von 1.137 Mio. CHF (Vorjahr 1.H. 2018) auf 2.876 Mio. zugenommen, dies gemäss Cashflowrechnung.
Bitte erläutern Sie die Zunahme der Warenvorräte.
Ihre Verpackungskosten haben infolge Regulierungsvorschriften stark zugenommen.
Ist eine weitere Zunahme der Verpackungskosten zu erwarten?
Ab welchem Jahr erwarten Sie wieder eine Beschleunigung des Umsatzwachstums?
Bisher produziert Ihre Unternehmung hauptsächlich in der Schweiz.
Gibt es Pläne, infolge von regulatorischen oder sonstigen politischen Entwicklungen (bspw. Rahmenabkommen Schweiz/EU), auch eine Produktion in einem EU Land aufzubauen?
Sind die Preis-Margenrisiken für Ihre Produkte nicht zu gross, wenn hauptsächlich in der Schweiz produziert wird?
An der Telefonkonferenz erwähnten Sie Preisdruck.
Warum Preisdruck?
Gemäss Jahresbericht 2018 hat die Pensionskasse Ihrer Unternehmung Vermögenswerte von 32.498 Mio. CHF und Verpflichtungen von 45.824 Mio. CHF. Ihre Unternehmung hat total Ausgaben für die Pensionskasse von 2.356 Mio. vs. Vorjahr 2.021 Mio. CHF als Aufwand gebucht.
Bitte erläutern Sie die möglichen finanziellen Pensionskassenrisiken für das Unternehmen.
Nach Ihrer Einschätzung, welches sind generell die 3 grössten Risiken für Ihre Gesellschaft?
Herr X, Sie sind seit Kurzem neuer CEO, welche Ideen und Änderungen möchten Sie umsetzen? Was wollen Sie strategisch beibehalten.
Besten Dank für dieses ausführliche Gespräch und dass Sie sich für die AarauInvest Zeit genommen haben.
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