Golden Gate Bridge, San Francisco, CA (Privataufnahme)
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Love & Research in California
26.11.21
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Field-Research aus erster Hand: Impressionen meiner Reise nach Kalifornien
26.11.2021

Love & Research in California

Seit dem 8. November haben die Amerikaner die Grenzen für geimpfte europäische Touristen wieder geöffnet. Da meine Freundin zurzeit ein Auslandsemester an der Universität von La Verne absolviert, nutzte ich vor den unsicheren Wintermonaten sofort die Gunst der Stunde für eine zehntägige Reise nach Kalifornien, um sie zu besuchen. Los Angeles, das Silicon Valley und San Francisco waren meine Ziele.

Wer schon einmal in die USA gereist ist, weiss um die komplizierte administrative Vorbereitung, die mit der Pandemie nun nochmal langwieriger wurde. Neben dem ESTA (einer Art Kurzzeitvisum), bedarf es neu einem sechsseitigen Dokument zum Impfstatus der Reisenden sowie einer Testpflicht vor dem Abflug. Zusätzlich mussten sämtliche Daten an die Airline weitergereicht werden. Fehler darf man sich dabei keine erlauben. Die US-Zollbehörden nehmen es sehr genau. Gesagt, getan: Beim Check-In wurden sämtliche meiner Dokumente erfolgreich geprüft. Doch damit nicht genug. Vor dem Gate erfolgte abermals eine gründliche Kontrolle. Um die Mittagszeit des 10. November boardete ich also endlich LX40, mit einer Boeing 777-300ER ging es auf direktem Weg nach Los Angeles. Die SWISS-Maschine hob gutbesetzt vom Flughafen Zürich ab. Der Flug war angenehm, das Bordunterhaltungssystem bot brandneue Hollywoodstreifen und die Gnocchi vom Zürcher Kultlokal HILTL waren schmackhaft.

Am frühen Abend Lokalzeit liessen die Piloten das Flugzeug gekonnt zu Boden kommen. Die Einreisebehörden waren freundlich und speditiv. Am LAX (Los Angeles International Airport) regte sich emsiges Treiben, sodass ich Mühe hatte, auf Anhieb ein Uber zu finden. Nach rund 20 Minuten Wartezeit traf Oussama ein, ein junger, freundlicher Iraner, der mich für rund $80 nach La Verne fuhr, wo ich meine Freundin dann traf. Die Fahrt war angenehm und dauerte knappe zwei Stunden. Ein Taxi wäre wohl deutlich teurer gewesen.

Screenshot der Uber-Fahrt von LAX nach Claremont mit Oussama

Screenshot der Uber-Fahrt von LAX nach Claremont mit Oussama. Die 5-Sterne Bewertung war wohlverdient. 

Während den nächsten Tagen genossen wir das wunderbare Wetter Südkaliforniens und unternahmen verschiedene Ausflüge. Einerseits besuchten wir die Kleinstadt Claremont, andererseits auch Santa Monica und die berühmt-berüchtigte Promenade von Venice Beach. Dabei versuchte ich stets zu beobachten, welche Produkte und Dienstleistungen die Amerikaner konsumieren, um unsere Investment Thesen zu validieren und mögliche neue Trends zu erkennen. Zusätzlich wollte ich herausfinden, wie es um die Corona-Massnahmen und deren allgemeine Wahrnehmung in der lokalen Bevölkerung steht.

Auffallend waren zunächst die unzähligen Amazon Lieferwagen, die das Strassenbild prägten. Der Onlinehandel scheint nach wie vor zu florieren. Zusätzlich hat der Onlinehändler mittlerweile auch einige physische Läden eröffnet, die man vor allem in Los Angeles auffinden konnte. Das öffentliche Leben scheint weitgehend zur Normalität zurückgefunden zu haben. Der Apple Store war auch nach Sonnenuntergang noch stark frequentiert, die neuen Produkte scheinen nach wie vor grossen Anklang zu finden. Auch die Restaurants waren gutbesucht. In Santa Monica assen wir im North Italia zu Abend, einer modern italienischen Restaurantkette, die zu The Cheesecake Factory gehört. Das Essen war gepflegt, lecker und preiswert, was sich auch am ausgebuchten Lokal zeigte. Eine Zertifikatskontrolle, wie wir sie in der Schweiz kennen, gab es nicht. Gruppen junger Leute teilten sich in den Restaurants die Rechnung oft mit Venmo, einer Cash-App von Paypal, die ähnlich wie Twint funktioniert. Bezahlt wurde kaum in bar, sondern mit Visa, Mastercard oder American Express.

Gutbesuchtes Restaurant der Kette North Italia in Santa Monica, CA

Gutbesuchtes Restaurant der Kette North Italia in Santa Monica (Privataufnahme)

Nach fünf Tagen Sonne brach ich auf ins Silicon Valley und flog mit Southwest nach San Jose. Der Flug verlief unkompliziert, eine Test- oder Impfpflicht entfiel. Im innovativsten Tal der Welt dominierten Teslas das Strassenbild. Jung und Alt scheinen sich für die Elektrofahrzeuge Elon Musks zu begeistern. Für Netflix, Disney+ und Hulu wird aggressiv Werbung gemacht. Costco und The Home Depot platzten auch unter der Woche aus allen Nähten. Starbucks hat die Preise erhöht und war trotzdem gutbesucht. Chipotle bot die gewohnt hohe Qualität und kam mir auch etwas teurer vor als auf vergangenen Reisen. Auffallend war, dass rund die Hälfte aller Bestellungen über die jeweiligen Apps abgewickelt wurden. Dabei wählen die Kunden die gewünschten Speisen und Getränke über ihr Smartphone aus. Im Lokal wartet die Bestellung einige Minuten später auf die Abholung. Ich vermute, dass diese Entwicklung nachhaltig ist und auch nach der Corona-Pandemie bestehen bleibt, weil sie dem Kunden Zeit erspart und dem Restaurant die Arbeit erleichtert.

Chiptoles Mobile Order Pick Up, Cupertino, CA

Chipotles Mobile Order Pick Up, Cupertino (Privataufnahme)

Leckere Chipotle Burrito Bowl

Leckere Chipotle Burrito Bowl (Privataufnahme)

Weiter ging die Reise nach San Francisco. Auch in der Grossstadt am Golden Gate wirkte das Leben weitgehend normal. Eine Maskenpflicht bestand in den Läden. Die Restaurantbesuche waren allerdings Umgeimpften vorenthalten. Selbst Fast-Food-Lokale hatte sich an diese Regeln zu halten und werden anscheinend regelmässig kontrolliert. San Francisco ist aber ohnehin geprägt von kleinen, unabhängigen Geschäften, Cafés und Restaurants. Rund die Hälfte davon nutzten die Bezahlterminals von Square, die durchwegs problemlos funktionierten und benutzerfreundlich waren.

Alt vs. ne: Bezahlterminal von Square und ein etwas antikeres Modell

Alt vs. neu: Bezahlterminal von Square und ein etwas antikeres Modell, Dago Bagel, San Francisco (Privataufnahme)

Modisch spielt San Francisco seit Langem in der ersten Liga. Gerade vor der Hermès-Boutique bildete sich eine lange Schlange. Auch andere Luxusgeschäfte waren gutbesucht. Trotzdem sind auch Athleisure und Eco-Chic weiterhin im Trend. Lululemon und Allbirds treffen zurzeit voll den Geschmack der mittelständischen Bevölkerung, On hingegen sah man selten. Die klare Nummer Eins bleibt aber weiterhin Nike. Das amerikanische Sportlabel hat gerade im Sneaker-Segment eindeutig die Nase vorn und setzt voll auf Inklusivität. Das Unternehmen scheint aus vergangenen Skandalen gelernt zu haben und wirkt dabei überhaupt nicht verkrampft, sondern absolut glaubhaft. Der Megastore am Union Square ist topmodern und bietet ein grossartiges Einkaufserlebnis.

Sneaker-Gallery im Nike Store, San Francisco

Sneaker-Galerie im Nike Store, San Francisco (Privataufnahme)

Nike Mannequin mit Beinprothese

Nike Mannequin mit Beinprothese (Privataufnahme)

Auch kulinarisch hat San Francisco für jeden Gaumen viel zu bieten. Kleine Restaurants reihen sich in manchen Quartieren aneinander. Trotzdem wäre eine Amerikareise ohne einen Besuch bei ShakeShack unvollständig. Auch ausserhalb der Stosszeiten gingen beim Lokal in der Westfield Mall die bekannten Cheeseburger im Minutentakt reihenweise über die Theke. Die Konsumenten scheinen sich an den hohen Preisen kaum zu stören. So kostet ein Cheeseburger ohne Beilage oder Getränk fast $10 und ist damit wesentlich teurer als die Konkurrenz. Auch ich halte das Preis-Leistungsverhältnis für angemessen. Die Zutaten waren frisch und von guter Qualität.

Einer der beiden ShakeShacks in San Francisco, CA

Einer der beiden ShakeShacks in San Francisco (Privataufnahme)

760 Kalorien schwerer Double ShackBurger

760 Kalorien schwerer Double ShackBurger (Privataufnahme)

Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Amerikaner weiterhin eifrig konsumieren. Die im Vergleich zu Europa entspannte Stimmung bezüglich der Corona-Pandemie trägt wohl ihren Teil dazu bei. Los Angeles und die San Francisco Bay Area, zu der auch das Silicon Valley gehört, haben sich als Ursprungsorte für weltweite Trends schon lange einen Namen gemacht. Demzufolge sind wir mit unserer aktuellen Aktienauswahl für die Zukunft wohl bestens positioniert. Innovative Unternehmen wie Uber oder Paypal behalten wir auf dem Radar. Neue Konsummuster lassen sich am besten entdecken, wenn man sie selbst erlebt. Reisen bieten also nicht nur Erholung, sondern auch Chancen, den nächsten Börsenliebling früh zu entdecken. So wollen wir für unsere Kunden auch weiterhin langfristig Mehrwert schaffen.

Yours truly

Yours truly, Ihre Field-Researcher (Privataufnahme)

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