Autonomes Fahren: Utopie oder bald Realität?
Wie weit ist die Technologie für selbstfahrende Autos? Erhöht sie die Sicherheit oder wird vollautonomes Fahren brandgefährlich? Welche Unternehmen stehen heute an der Spitze des Technologie Know-hows und dürften vom riesigen Marktpotenzial profitieren? Diese Fragen und mehr beantworten wir mit diesem Blog.
Der Text ist ein Ausschnitt aus dem kürzlich publizierten AarauInvest Newsletter, den Sie ebenfalls auf unserer Webseite aarauinvest.ch/blog finden.
Einsteigen, zurücklehnen oder Mails bearbeiten, während das Auto von alleine fährt – das wird die Zukunft der Mobilität sein. Autonomes Fahren wird sich jedoch nur langsam durchsetzen. Das liegt daran, dass Autos durchschnittlich ca. 20 Jahre im Einsatz sind und sich neue Technologien im Gesamtbestand verzögert bemerkbar machen. Die Politik der Elektrifizierung könnte den Absatz von Autos mit modernster Technologie allerdings beschleunigen. Eine vom deutschen Automobilclub ADAC in Auftrag gegebene Studie des Prognos-Forschungsinstituts hat ergeben, dass der Anteil an Fahrzeugen, die auf Autobahnen autonom unterwegs sein werden, bis 2050 etwa 70% betragen könnte. Laut Umfragen in Deutschland glauben aber rund 45% der Automobilisten nicht an die Verlässlichkeit der neuen Technologien oder haben Bedenken wegen Hackern. Dennoch sei erwähnt, dass viele Vorteile des autonomen Fahrens hervorgehoben werden sollten. Primär geht es um die Verkehrssicherheit. Gemäss Schätzungen sind in Deutschland rund 90% der Verkehrsunfälle auf menschliches Versagen zurückzuführen. Mit zunehmendem Fortschritt bei der Forschung und Entwicklung lässt sich die Zahl der Unfälle dank autonomen Fahren drastisch reduzieren. Für die Gesellschaft liegt der Vorteil darin, dass ältere und leistungseingeschränkte Menschen die Vorzüge von automatisierten Taxis oder Bussen, ganz ohne Fahrer, nutzen könnten. Auch ländliche Gebiete würden besser eingebunden werden. Nicht zu unterschätzen ist das Potenzial für den rationalisierten und umweltschonenden Transport.
Wie weit ist die Technologie für selbstfahrende Autos?
SAE International, eine gemeinnützige Organisation für Mobilitätstechnologie, hat dazu fünf Stufen des automatisierten Fahrens definiert.
Stufe 1 (assistiertes Fahren): Der Fahrer beherrscht ständig das Fahrzeug. Assistenzsysteme unterstützen bei bestimmten Fahraufgaben, beispielsweise Tempomat oder Spurhalteassistent.
Stufe 2 (teilautomatisiertes Fahren): Der Fahrer kann die Hände kurz vom Steuer nehmen, wenn das Auto im teilautomatisierten Modus unterwegs ist. Das Fahrzeug ist in der Lage, einige Aufgaben ohne Zutun des Fahrers zu übernehmen. So kann beispielsweise das Fahrzeug auf der Autobahn die Spur halten, bremsen oder beschleunigen. Automatisches Einparken ist ebenfalls eine Stufe 2-Funktion.
Stufe 3 (hochautomatisiertes Fahren): Der Fahrer darf sich vorübergehend vom Fahren und vom Verkehr abwenden. Das System gibt vor, wann der Fahrer spontan übernehmen muss.
Stufe 4 (vollautomatisiertes Fahren): Die Fahrzeugführung wird auf bestimmten Strecken vollständig übernommen, aus Autofahrern werden Passagiere. Dem Passagier ist es erlaubt, zu schlafen oder zu lesen.
Stufe 5 (autonomes Fahren): Es fahren nur noch Passagiere ohne Fahraufgabe. Fahrzeuge werden vollständig vom System beherrscht. In komplexen Situationen erkennt das autonome Fahrzeug, wie es zu agieren hat. Bei Unfällen haften Passagiere nicht mehr, die Haftung soll dann bei Herstellern, Betreibern oder Versicherungen liegen.
Moderne Autos, die heute auf Schweizer Strassen unterwegs sind, erreichen Stufe 2. Um von Systemen der Stufen 3,4 und 5 profitieren zu können, müsste in der Schweiz zuerst die Gesetzesbasis geschaffen werden. Diesbezüglich ist Deutschland einiges fortschrittlicher. Ein Gesetz zum autonomen Fahren wurde bereits im Juli 2021 verabschiedet.
Autonomes Fahren – Die Technik
Um autonomes Fahren möglich zu machen, sind verschiedene technische Herausforderungen zu meistern:
Vidoekameras liefern reale Bilder der Umgebung der Strasse. Ausserdem helfen sie dem System, die Entfernung zu Objekten richtig einzuschätzen. Autonome Fahrzeuge verfügen oft über fünf Kameras.
Radar-Sensoren am Auto messen den Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern und Objekten und berechnen dabei die unterschiedlichen Entfernungen.
Lidar-Sensoren auf dem Autodach tasten die vorausliegende Strecke ab. Lidar-Sensoren verwenden zur Messung Laserstrahlen mit hoher Reichweite statt Radiowellen, wie beim Radar.
Mit einem GPS-System wird das Fahrzeug genau geortet. Alle Systeme müssen allerdings nicht nur einzeln zuverlässig arbeiten, sondern auch gemeinsam. Beim Zusammenspiel der Systeme werden grosse Datenmengen verarbeitet und aufgezeichnet, sodass komplexe Kartendateien entstehen. Pro Minute fallen im Auto etwa fünf Gigabyte Daten zur Verarbeitung an.
Know-how Spitzenreiter
Aufgrund des riesigen Marktpotenzials für autonomes Fahren ist der Technologie-Wettbewerb in vollem Gang. An der Spitze des Know-hows sind vorwiegend US Firmen wie Tesla, Apple oder Waymo (im Besitz von Google) zu finden. Alle drei Titel halten wir in den verwalteten Portfolios und können somit auch von den Wachstumschancen dieser neuen Technologie profitieren.